100 Jahre Fernwärme in Braunschweig – Zuerst per heißem Dampf, inzwischen als Heizwasser kommt die Wärme verlässlich und bequem seit einem Jahrhundert ins Haus.
Heutzutage gibt es in Deutschland laut der Arbeitsgemeinschaft Fernwärme (AGFW) rund 3.800 Fernwärmenetze. Über diese werden aktuell 14 Prozent der deutschen Haushalte mit Fernwärme beliefert, das entspricht etwa 6 Millionen von 43 Millionen Wohnungen im Bundesgebiet. Mit einem Fernwärmeanteil von deutlich mehr als 30 Prozent bei der Wärmeversorgung gehört Braunschweig im Bundesvergleich zu den Spitzenreitern in Deutschland. In der Löwenstadt versorgt BS|ENERGY rund 60.000 Haushalte, öffentliche Einrichtungen und Unternehmen mit Wärme.
Das Wärmenetz:
- 279 Kilometer Fernwärmetrassen
- und 12 Kilometer Nahwärmetrassen
- versorgen rund 60.000 Haushalte, öffentliche Einrichtungen und Unternehmen
Die Geschichte der Fernwärme in Braunschweig
1924 – Es geht los: Heizen mit Dampf
Am 15. November 1924 war es soweit: Erstmals schoss heißer Dampf durch die Leitungen und versorgte vom Gleichstromwerk in der Wilhelmstraße aus staatliche und städtische Gebäude in der Braunschweiger Innenstadt mit Fernwärme. Bereits im darauffolgenden Sommer hatte das Rohrleitungsnetz eine Ausdehnung von 3,2 Kilometern erreicht. Die Trasse führte vom Werk in der Wilhelmstraße bis zum damaligen Hauptbahnhof am Friedrich-Wilhelm-Platz und versorgte 73 Abnehmer mit Fernwärme.
1928 – Umstellung auf das Heizkraftwerk an der Uferstraße
Das 1916 erbaute Drehstromwerk an der Uferstraße, das heutige Heizkraftwerk Mitte, übernahm ab 1928 die Braunschweiger Strom- und Fernwärmeversorgung. Als Brennstoff diente damals Braunkohle aus Helmstedt.
1930 – Effizient durch Kraft-Wärme-Kopplung
Bereits ab 1930 erfolgte die Strom- und Wärmeerzeugung mittels hocheffizienter Kraft-Wärme-Kopplung.
1946 – Wiederaufbau
Auch während des Zweiten Weltkriegs konnte die Fernwärmeversorgung der Stadt weitestgehend sichergestellt werden. Mit dem großen alliierten Bombenangriff am 15. Oktober 1944 wurde der Fernwärme in Braunschweig dann allerdings ein jähes Ende bereitet, erst ab 1946 konnte schrittweise die Fernwärmeversorgung wieder aufgenommen werden.
Ab 1960er – Ausbau und Modernisierung
Mit dem Ausbau der Wärmeversorgung vollzog sich in Braunschweig ab den 1960er Jahren ein technischer Wandel. Die neuen Wärmenetze nutzten nun anstelle von heißem Dampf Heizwasser als Wärmeträger. Das neue Heizmedium überzeugte durch eine bessere Regelbarkeit, geringere Wärmeverluste beim Transport und ein höheres Wärmespeichervermögen. Das erste Heizwassernetz in Braunschweig wurde 1960 im Neubaugebiet Heidberg eingerichtet und aus dem Heizwerk Süd versorgt.
1982 – 1985 – Unabhängig vom Öl: Neubau des Steinkohlekraftwerks
Zu Anfang der 1980er Jahre beschließt die „Stadtwerke Braunschweig GmbH“, ein steinkohlebefeuertes Heizkraftwerk zu bauen. Als Brennstoff kam Ruhrkohle zum Einsatz, um unabhängig von Öl und Gas zu sein und so die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Im Rahmen der Erweiterung des Heizkraftwerks Uferstraße entstand der 198 Meter hohe Schornstein, der im Volksmund liebevoll “Langer Heinrich” genannt wird.
1986 – 150 km Fernwärmenetz
Die Länge des Fernwärmenetzes erreicht 150 Kilometer. In den Folgejahren wurden erst 1987 das Heizwerk Süd und 1988 auch das Heizwerk West an das Heizwassernetz angeschlossen.
1998 – Umstellung auf Heizwassernetz
Ein Meilenstein bei der Umstellung von Dampf zu Heizwasser war im Juli 1998 erreicht: Mit einem Festakt im Heizkraftwerk wurde der Dampfleitungsstrang in die Innenstadt zugedreht. Die allerletzte Dampfleitung – eine Stichleitung zu einem Industriebetrieb – ging erst 2008 außer Betrieb.
2011 – Investition in moderne Erzeugung
Nach erfolgreichem Probebetrieb im Dezember 2010 fand am 19. Mai 2011 die Einweihungsfeier für die neue Gas- und Dampfturbinenanlage (GuD) im Heizkraftwerk Mitte statt.
2012 – Ausbau der Speicherkapazität
Inbetriebnahme der 32 Meter hohen Wärmespeicheranlage auf dem Gelände des HKW Mitte. Die zwei Wärmespeicher haben ein Wasservolumen von insgesamt 5.600 Kubikmeter Heizwasser bei 125°C.
2024 – Kohle adé! / Happy Birthday, Fernwärme!
Nach fast 40 Jahren wurde das Braunschweiger Kohleheizkraftwerk am Standort Mitte im April vom Netz genommen. Vorausgegangen waren die Modernisierung und der Neubau von Erzeugungsanlagen mit der größten Investition in der Firmengeschichte von BS|ENERGY in Höhe von rund 250 Millionen Euro. Das Steinkohleheizkraftwerk, das Strom und Wärme am Standort Mitte produzierte, wurde durch ein Biomasse-Heizkraftwerk mit dem Hauptbrennstoff Altholz in Kombination mit einem Gasturbinen-Heizkraftwerk ersetzt. Das Biomasse-Heizkraftwerk deckt ganzjährig die Wärmegrundlast ab, das Gasturbinen-Heizkraftwerk mit Abhitze-Wärmetauscher zur Strom- und Wärmeerzeugung trägt die Spitzenlast vor allem in der kälteren Jahreszeit. Zusammen mit der bestehenden flexiblen Gas- und Dampfturbinenanlage gewährleisten die neuen Anlagen die Versorgungssicherheit.
Happy Birthday, Fernwärme!
Gestern, heute und morgen – Versorgungssicherheit für die Löwenstadt. Das heutige Braunschweiger Wärmenetz umfasst 279 Kilometer Fernwärme- und 12 Kilometer Nahwärmetrassen. Was vor 100 Jahren für diese Art der Wärmeversorgung galt, gilt auch heute noch: Die Wärme kommt bequem ins Haus – ohne zusätzlichen Aufwand.
Wie funktioniert Braunschweig? – Unsere Wärmeversorgung
BS|ENERGY versorgt in der Löwenstadt rund 60.000 Haushalte, öffentliche Einrichtungen und Unternehmen mit Wärme. Gut zu wissen: Egal ob man mit Fern- oder Nahwärme versorgt wird, man merkt keinen Unterschied, wenn man die Heizung oder das Warmwasser aufdreht. Von Fernwärme spricht man, wenn Heizung und Warmwasserbereitung für viele Gebäude von einer gemeinsamen Heizzentrale zentral versorgt werden. Als Nahwärme wird die Wärmeversorgung aus einem dezentralen Wärmenetz bezeichnet. Diese Quartierslösungen kommen dort zum Einsatz, wo das zentrale Fernwärmenetz zu weit entfernt ist. Auch hier werden die angeschlossenen Gebäude von einer Heizzentrale mit Wärme versorgt.
Hocheffizient, umweltschonend und wirtschaftlich
Die Kraft-Wärme-Kopplung ist eine effiziente Technologie, die die Energie der eingesetzten Brennstoffe optimal ausnutzt. Durch die Verbrennung im Kessel wird zunächst Wasserdampf erzeugt, dieser wird dann durch eine Turbine geführt. Dabei setzt der durchströmende Dampf die Turbinenwelle in Drehung, und es wird mechanische Energie erzeugt. Diese wird durch Kopplung mit einem Generator in elektrische Energie umgewandelt und ans Stromnetz abgegeben. Dabei entsteht in der Turbine Abwärme, die in einen Heizkondensator geführt und zur Fernwärmeversorgung verwendet werden kann. Durch die gleichzeitige Erzeugung von Strom und Wärme liegt der Wirkungsgrad von KWK-Anlagen bei bis zu 90 Prozent.
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Vorteile von Fernwärme:
- Energieeffizienz – mit Fernwärme für die Zukunft bestens gerüstet
- Fernwärme reduziert die CO₂-Emissionen deutlich
- Geringer Primärenergiefaktor von nur 0,27
- Komfort und Lebensqualität
Wir gestalten die nachhaltige und digitale Energiewelt für morgen
Fernwärme ist eine bewährte Technologie, deren Ausbau für das Gelingen der Wärmewende von entscheidender Bedeutung ist. Neben der Neuplanung von klimaneutralen Quartieren stellt insbesondere die Dekarbonisierung der bestehenden Wärmenetze eine Herausforderung auf dem Weg zur Treibhausgasneutralität dar. Gemeinsam arbeiten wir bei BS|ENERGY daran, CO2-Emissionen weiter zu reduzieren und die Energieerzeugung aus erneuerbaren Energien voranzutreiben. Welche regenerativen Energiequellen das größte Potenzial bieten und wie diese zukünftig genutzt werden können, wird laufend in Studien untersucht. Um treibhausgasneutral zu werden, wird BS|ENERGY weiterhin sein Know-how und seine finanziellen Ressourcen in die Modernisierung der Erzeugungsanlagen und den Netzum- und -ausbau investieren.
Weiterführende Informationen zur Fernwärme finden sie hier.